Die Gilde der Käseträger besteht aus 30 Männern sowie einem Käsevater

Im Mittelalter war es üblich, dass sich Berufsgruppen in so genannten Gilden zusammenschlossen. Die Gilde der Käseträger wurde 1593 gegründet und besteht aus 30 Männern sowie einem Käsevater. Ein Käseträger kann verschiedene Funktionen bekleiden.

Die 'Vemen'

Die Gilde besteht aus vier Körperschaften, den so genannten ‘Vemen’. Jede dieser Körperschaften hat ihre eigene Farbe (rot, grün, blau und gelb) und besteht aus 6 Käseträgern sowie einem Taschenmann. Die Farben sind jeweils am Strohhut der Käseträger, an ihrer Schleife und an der Farbe der Tragbahre zu erkennen.

Eine Schleife tragen nur die Obermänner und der Knecht. Ansonsten besteht die Kleidung traditionell aus einem weißen Anzug. Der Käsevater ist das Oberhaupt der vier Körperschaften und an seinem orangefarbenen Hut und dem Stock zu erkennen. Von den Käseträgern wird er liebevoll ‘Paps’ genannt.

Hier lernen Sie die Alkmaarer Käseträgergilde kennen.

Traditionen, Bräuche und Gepflogenheiten

Die Käseträger sind Männer, die etwas Tradition durchaus zu schätzen wissen. Eine Hausordnung schreibt selbst vor, wie sich alle, die auf dem Markt arbeiten, zu verhalten haben. Einige nette Gebräuche und Traditionen sind hierunter geschrieben.

 
Jeder Käseträger bekommt, wenn er von der Nothilfe zum Käseträger ernannt wird, einen Spitznamen. Da gibt es den „Dolmetscher”, der viele Sprachen spricht, die „Klappe”, der nicht nur ein enormer Schwätzer ist, sondern sich auch mit der Überholung von Motoren auskennt, den „Vergissmeinnicht”, der etwas vergesslich ist, und den „Klaren”, der für das Bier, das am Ende des Marktes gezapft wird, verantwortlich ist.  Wie erzählten schon, dass die Käseträger eine Buße bezahlen müssen, wenn sie zu spät sind. Der Spitzname des Käseträgers, der die Bußgelder eintreibt, ist, durchaus passend, der „Scharfrichter”. Mit einem Teil der eingenommenen Geldbußen sponsort die Gilde eine Schule im Städtchen 'Alkmaar' in Surinam, der restliche Teil kommt der Gilde zugute. Traditionsgemäß kommen die Männer am Freitag vor Weihnachten zusammen, um sich ihre Belohnung abzuholen. Diese besteht aus fünf Euro „Lohn” für den Käseträger, zwei gefüllten Kuchen für die Mutter und für die Frau, um ihr dafür zu danken, dass sie den Anzug ihres Mannes blütenweiß hält, und Weißbrot mit Butter und Käse für die Kinder. Raufereien, Rauchen und Alkohol sind auf dem Käsemarkt strengstens verboten. Auch Fluchen ist verboten. Es kann natürlich passieren, dass einmal ein Käse beim Tragen von der Bahre rollt, doch statt zu schimpfen, rufen die Käseträger immer das Wort ‘Uil’ (Eule)!  

Wenn der Käsevater seinen Stock oder Hut vergessen hat, rufen die Käseträger ihm nach: „Vater, Sie laufen nackt!”

Rollen auf dem Käsemarkt und in der Gilde

Setzer

Entladen in aller Frühe die Lkws und stapeln die Käselaibe auf dem Marktplatz auf. Sie beladen auch die Tragbahren. Die Setzer tragen eine schwarze Hose und ein blaues Hemd.

Einwerfer

Nach dem Wiegen der Käse laden die Einwerfer diese von den Tragbahren in hölzerne Schubkarren und bringen sie zu den Lkws der Käufer. Man erkennt sie an der schwarzen Hose und dem beigefarbenen Hemd.

Nothelfer

Bevor man Käseträger wird, muss man sich zwei Jahre lang als Nothelfer bewähren, bevor man der Gilde beitreten darf. Die Entscheidung über die Aufnahme treffen Käsevater und Obermann. Zur Aufnahme erhält der Käseträger seinen Spitznamen.

Festmann

Ein erfahrener Käseträger in einer der Körperschaften.

Taschenmann

Zu erkennen an der umgebundenen schwarzen Ledertasche. Der Taschenmann steht an der Waage. Früher wurde der Käse bei ihm bezahlt.
Nach dem Wiegen markiert er die Käselaibe. Taschenmann wird der jeweils dienstälteste Käseträger.

Vormann

Das Oberhaupt einer Körperschaft ist der ‘Vormann’, der älteste Mann aus der Gruppe, der auch ‘Obermann’ genannt wird. Alle zwei Jahre wird
innerhalb der Körperschaft ein Vormann gewählt. Der Vormann trägt ein silbernes Schildchen mit einem Band in der Farbe seiner Körperschaft.


Käsevater

Der ‘Käsevater’ steht den vier Körperschaften vor. Er ist an seinem orangefarbenen Hut, dem schwarzen, silberbeschlagenen Spazierstock und dem
Wappen von Alkmaar auf der Brust zu erkennen.

Knecht

Die Hilfskraft des Käsevaters. Der Knecht hat die Toiletten und den Gehsteig vor dem Waagenhaus sauberzuhalten. Er ist zudem für das Aufhängen
der Glocke zuständig und muss zweimal im Jahr das Kupfer putzen. Er trägt ein besonderes Schildchen, das eine Tragbahre mit silberner Schleife darstellt. In jeder Saison bekleidet ein anderer Käseträger diese Funktion, Vormänner ausgenommen.

Bottler

Er sorgt für das leibliche Wohl und ist zuständig für die Getränke.

Profos

Der Vorsteher ist für das Kassieren der Geldbußen für Zuspätkommen verantwortlich und schreibt die betreffenden Träger an das Schandbrett. Auch er trägt ein besonderes Schildchen mit einer Tragbahre unter einer schmalen silbernen Schleife. Unter den Käseträgern wird er ‘Henker’
genannt.

Käsemädchen

Die Aufgabe der Käsemädchen ist es, für den Käse und den Käsemarkt Werbung zu machen. Die Idee kommt vom Niederländische Büro für Molkereiprodukte, das auch für die niederländische Käsewerbung im In- und Ausland zuständig ist. Zu diesem Zweck wurde ein Logo entworfen, das ein Mädchen in traditioneller holländischer Tracht zeigt. Dieses Mädchen mit dem Spitzenhäubchen wurde auch als lebendige Figur eingesetzt.

Ab 1961 hörte das ‘Kaasmeisje’ in Deutschland auf den Namen Frau Antje. Seither ist Frau Antje zu einer prominenten Person geworden, die in
Werbekampagnen und auf wichtigen Veranstaltungen erscheint. Auf dem Käsemarkt in Alkmaar finden Sie immer mindestens zwei Käsemädchen. Sie verkaufen den „Kaasexpres“ und lassen sich ab und zu auch mit Touristen fotografieren.

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